Samstag, 16. April 2016

Palais Rohan


Für Donnerstag stand ein Besuch des Musée des Arts Decoratifs im Palais Rohan auf der Aktivitätenliste. Da ich mich für Kunst und Kultur interessiere, war es für mich selbstverständlich, an dem Besichtigungstermin teilzunehmen. Der Termin wurde mehrfach verschoben, weshalb ich dafür einen Film sausen lassen musste, aber das war nicht weiter schlimm. Filme gucken kann ich schließlich auch zu Hause. Der Unterricht endet immer um 12 Uhr und um 13.30 Uhr sollten wir im Museum sein. Also entschieden die beiden Jungs aus meinem Kurs und ich, gemeinsam in der Schulcafeteria zu essen und direkt von dort aus zum Museum zu fahren. Das war bereits das zweite Mal, dass ich in der Schule gegessen habe. Beide Male in derselben Personenkonstellation. Dass wir auch im Museum eine Dreiergruppe bleiben würden, konnten wir hier noch nicht ahnen. 

Zu Essen gab es unter anderem Couscous. Für mich als Halbtunesierin eine freudige Überraschung. Zwar war dieser natürlich nicht nach traditionell tunesischer Art zubereitet, aber dennoch ganz gut. Frankreich beeinflusste Afrika durch seine Kolonien, wodurch die immigrierten Afrikaner, insbesondere Nordafrikaner, heute wiederum Frankreich stark beeinflussen. So wird auch in französischen Küchen häufig Couscous zubereitet und in fast jedem Laden ist die tunesische, scharfe Gewürzpaste "Harissa" zu finden. Für mich ideal, da ich Harissa für so ziemlich jede Speise verwende, egal ob in Soßen oder einfach auf dem Brot. Schon witzig, wie unterschiedlich die Speisen auf der ganzen Welt sind und wie die Menschen reagieren, wenn sie etwas für sie völlig Neues entdecken. So erging es nämlich dem Taiwanesen unter uns, als er zum ersten Mal Couscous in seinem Leben sah. Obwohl diese Speise für ihn bis dato noch völlig unbekannt war, hinderte es ihn dennoch nicht daran, sich dasselbe zu bestellen. Et voilà, es schmeckte ihm. 

Inzwischen verstehe ich den Akzent der anderen wirklich gut und wir konnten uns super unterhalten. Zwischendurch sprachen wir immer wieder ein wenig englisch, doch wechselten wir stets zurück ins Französische. Es ist somit eine tolle Übung, sich auch untereinander in der Landessprache auszutauschen und wir profitieren alle davon. Auch etwas in der Cafeteria zu bestellen, stellt eine gute Übung dar. In den Cafés und Restaurants in der Stadt kostet es noch etwas Überwindung, auf Französisch zu bestellen. Doch in der Schule ist dies kein Problem. Schließlich handelt es sich um eine Sprachschule und das ist jedem Mitarbeiter bewusst.

MUSÉE DES ARTS DECORATIFS!


Nach dem Essen machten wir uns also auf den Weg zum Museum. Das Palais Rohan befindet sich direkt gegenüber der Kathedrahle. Im Palast befinden sich drei Museen: das Musée Archeologique, das Musée des Beaux Arts und eben das Musée des Arts Decoratifs. In diesem ging es, wie der Name vielleicht schon verraten mag, um die Inneneinrichtung und Dekorationen des Schlosses. Als wir bemerkten, dass wir wohl nur zu dritt bleiben würden, konnte die Führung beginnen. Wir wurden von einer jungen Frau in meinem Alter durch das Gebäude geführt. Sie hat das wirklich super gemacht, nicht zu schnell gesprochen und uns gut mit einbezogen. Wenn wir ein Wort nicht verstanden haben, hat sie es uns noch einmal erklärt. Es war wirklich interessant und hat total Spaß gemacht. Das Schloss ist prachtvoll eingerichtet und wunderschön. Es lohnt sich auf jeden Fall, es sich einmal von innen anzuschauen. Nach der Führung konnten wir noch ein wenig im Palais umherlaufen und Fotos schießen. 

Auf dem Heimweg ging ich noch kurz einkaufen. Als ich an der Kasse stand, ist mir etwas passiert, wovon ich zuvor noch nie gehört habe. Hinter mir stellte sich ein älterer Herr an, legte seine Waren auf das Kassenband und bat mich, ihm das Trennschild für die Einkäufe zu reichen. Bis hierhin war also alles ganz gewöhnlich. Als ich schließlich an der Reihe war, sagte die Kassiererin zu mir, ich müsse den Herrn hinter mir vorlassen. Ich war in dem Moment etwas perplex, da ich nicht verstand, was ich falsch gemacht habe. Als ich sie fragte, sagte sie mir, dass der Herr bevorzugt werden müsse. Also ließ ich ihn vor. Auf dem Weg vom Supermarkt nach Hause, wurde ich nach dem Weg gefragt. Den Tag davor wurde ich von einem kleinen Jungen in einem Klamottengeschäft gefragt, ob ich ihm mit der Größe helfen könnte. Egal, wo ich bin, irgendwie werde ich stets in kleine Gespräche verwickelt. Auch, wenn ich im ersten Moment manchmal noch etwas überfordert bin, bin ich doch froh über diese kleinen Sprachübungen. An dem Tag hatte ich das Gefühl, wirklich in Straßburg angekommen zu sein. 

Zu Hause angekommen, sprach ich meine Mitbewohnerin auf das Erlebnis im Supermarkt an und sie erklärte mir, dass an einigen Kassen ausgeschildert sei, dass ältere oder gehandicapte Menschen bevorzugt werden. Da ich davon in Deutschland noch nie gehört habe, ist mir ein solches Schild auch nicht aufgefallen. Nun weiß ich allerdings für den nächsten Einkauf Bescheid. Der Tag war rundum gelungen, perfekt zu meinem zweiwöchigen Jubiläum in dieser tollen Stadt.

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